Nadine Wilmanns London petals photography spring

Text and Photography by Nadine Wilmanns

Photographs and Time

“Look, last week this tree was pink and now it`s basically green”, said Annie and took a sip from the hospital coffee she brought for her and her sister to the park. “Hmm”, Emily looked up. “You know, I was so busy working on this book project that I haven`t even noticed Kevin looking sickly”, she said. “I certainly haven`t noticed the state of this tree.”

She felt the familiar sting of guilt in her stomach. “Look at me, Emily”, her sister urged her. “Our brother is gonna be fine, the doctor said so – so stop beating yourself up about it.” 

“I know. It`s just that I hardly took the time to chat with him for longer than five minutes in the last few weeks. I kept thinking: once I`ve finished renovating the house, we can go on that trip to the seaside.  And then the opportunity with the book came along and I thought once I`ve finished the book project…”

“Well, how is it going? Are you making progress?”

“Some days more, and some days feel like I want to throw it all into the bin… I`m not sure if I can even finish it now.”

“You will, Emily, I`m certain of it. But you need to notice the colours of trees and stuff in order to enjoy the process if you know what I mean. Kevin will be as good as new in a couple of weeks and we can take that trip together. You might need to ask for a later deadline, but honestly: Would that be that bad?”

Emily took a deep breath. It would probably not be much of a problem to move her deadline. She grabbed her phone and took a photo of the branches full off green and bits of pink above her head. “Thanks”, she said to her sister. “I will remember that.” Kevin would be ok and her book would be finished a little late. Today, she wouldn`t waste on sleepwalking being busy. She would taste that coffee properly, she would spend time reading stories to her brother,  she would fetch some flowers on the way home. The summer is going to be hers after all.

Time today

How often do I think things like: once I have worked off my current workload I will take time for sports, once I have more money, I will be able to relax, once I`ve got holidays I will be able to spend time reading,… Once xyz happens I will do what I actually wish to do. How often have we carelessly allowed time to slip through our hands this way? Waiting for a better tomorrow instead of making an effort to see what is there now… I know for myself: too often.  

If I calm down and take an actual breath I can sense: It really is all there now already. And now is all I`ve got for sure anyway.  This is what I want my pictures to be about: Make myself and whoever looks at them appreciate what is there today. Even though it`s not perfect, it may be even far from it. But our most valuable asset in life is time, now.

One good day at a time

I love what Max Lucado writes in his book “Live loved”:  “Rejoice IN this day? God invites us to. As Paul rejoiced IN prison; David wrote psalms IN the wilderness; (…) Imagine the difference (…) Suppose neck-deep in a terrible … day you resolve to give it a chance. (…) You trust more. Stress less. Amplify gratitude. Mute grumbling. (…) Before long the day is done and it went surprisingly decent. So decent, in fact, that you resolve to give the next day the same fighting chance. (…) Days become a week. Weeks become months. (…) In such a fashion good lives are built. One good day at a time.”

Photographs and Time

Having a habit of thinking ‘Once xyz happens I will do what I want to do’ can be dangerous, because it makes me miss large parts of  my life. Photographs are the best reminders of this fact that I can think of. They remind me of the preciousness of time and the value of a day. When I look at my photographs – be it of a day in my twenties or of last week – I instantly become more aware of everything that`s around me now. And more grateful for what is here already.

Life can be tough but I must not hustle away my life without noticing how the trees change from pink to green, the new smell in the air when summer is approaching, noticing how the light starts to fade later and later, and the subtle goodbye of this spring.

Nadine Wilmanns London petals photography spring

Fotografien und Zeit

“Schau mal, noch letzte Woche war dieser Baum rosa und jetzt ist er praktisch grün”, sagte Annie und trank einen Schluck von dem Krankenhauskaffee, den sie ihr und ihrer Schwester geholt hat. “Hmm”- Emily schaute nach oben. “Weißt du, ich war so damit beschäftigt, an meinem Buchprojekt zu arbeiten, dass ich nicht mal bemerkt habe, dass Kevin kränklich aussieht”, sagte sie. “Wie soll ich da bemerkt haben, wie dieser Baum aussieht…”

Sie fühlte einen Stich in ihrem Magen und das altbekannte Schuldgefühl. 

“Schau mich an, Emily”, drängte ihre Schwester. “Unser Bruder wird wieder gesund, der Arzt hat`s doch gesagt – also hör auf, dich damit zu quälen.”

“Ich weiß. Es ist nur so, dass ich mir in den letzten Wochen kaum mal fünf Minuten Zeit für ihn genommen habe. Ich habe gedacht: Wenn ich erstmal das Haus fertig renoviert habe, dann können wir den Ausflug ans Meer machen. Und dann kam die Gelegenheit mit dem Buch und ich dachte: Wenn ich erstmal das Buchprojekt beendet habe….”

“Wie läuft`s denn damit? Kommst du voran?”

“An manchen Tagen mehr und an manchen Tagen will ich alles in die Tonne schmeißen… Und jetzt bin ich mir nicht sicher, ob ich es überhaupt fertig kriege.”

“Das wirst du, Emily, da bin ich mir ganz sicher! Aber du darfst nicht vergessen, die Farben der Bäume zu bemerken, um den Prozess genießen zu können – wenn du verstehst was ich meine? Kevin wird in ein paar Wochen wie neu sein und wir können den Ausflug zusammen machen. Kann sein, dass du darum bitten musst, deine Deadline etwas nach hinten zu schieben – wäre das denn so schlimm?”

Emily atmet tief durch. Es wäre vermutlich kein großes Problem, die Deadline zu schieben. Sie fischt ihr Handy aus der Tasche und macht ein Foto von den Ästen über ihr, voller grün und etwas pink.

“Danke” – sie lehnt sich an ihre Schwester. “Daran werde ich mich erinnern.” 

Kevin wird ok sein und ihr Buch wird etwas später fertig werden. Heute wird sie nicht den Tag damit vergeuden, im Busy-Modus schlafzuwandeln. Sie wird den Kaffee richtig schmecken, sie wird Zeit damit verbringen, ihrem Bruder Geschichten vorzulesen und sie wird ein paar Blumen auf dem Weg nach Hause mitnehmen. Der Sommer wird trotz allem ihr gehören. 

Zeit... heute

Oft denke ich Sachen wie: Wenn ich erst mal meine To-Dos abgearbeitet habe, werde ich mir mehr Zeit für Sport nehmen, wenn wenn ich erst mal Geld habe, dann werde ich viel entspannter sein, wenn ich Urlaub habe, dann werde ich Zeit zum Lesen haben…  Wenn xyz passiert, dann werde ich tun, was ich eigenltlich tun will. Wie viel wertvolle Zeit hab ich mir dadurch schon durch die Lappen gehen lassen?  Dadurch, dass ich auf ein besseres Morgen warten anstatt mich zu bemühen das zu sehen, was jetzt schon da ist. 

Wenn ich mal runterkomme und bewusst atme etc dann weiß ich eigentlich: Es ist im Grunde alles schon da.  Deswegen mache ich Bilder: Sie sollen mich und den, der sie anschaut, daran erinnern, das zu schätzen, was heute schon da ist. Auch wenn nichts perfekt und vielleicht sogar weit entfernt davon ist. Denn der wichtigste Besitz in unserem Leben ist Zeit, jetzt.

Ein guter Tag nach dem anderen

Max Lucado in seinem Buch “Live loved” : „Sich heute, mitten in diesem Tag, freuen? Gott lädt uns dazu ein. So wie Paulus IM Gefängnis gejubelt hat; wie David IN der Wildnis Psalme geschrieben hat; (…) Stell dir den Unterschied vor! Überleg mal: knietief in einem hässlichen…. Tag beschließt du, ihm eine faire Chance zu geben. (…) Du vertraust mehr. Stresst weniger. Du konzentrierst dich darauf, dankbar zu sein. Lässt das Schimpfen bleiben. Ehe du dich`s versiehst, hast du den Tag gemeistert und zwar überraschend ok. So ok, dass du beschließt, dem nächsten Tag die gleiche Chance zu geben und den gleichen Kampfgeist reinzustecken. Aus Tagen werden Wochen, aus Wochen werden Monate. (..) Auf diese Art wird ein gutes Leben aufgebaut. Einen guten Tag nach dem anderen.”

Fotografien und Zeit

Zu viel ‘Wenn-dann-Denken’ kann mir gefährlich werden, denn es führt dazu, dass ich große Abschnitte meines eigenen Lebens ganz einfach mal verpasse. Fotografien sind gut darin, mich zu erinnern: wie wertvoll Zeit und ein Tag ist. Wenn ich meine Fotos sehe – egal ob von vor Jahren oder von vor einer Woche -, werde ich gleich viel aufmerksamer für das was gerade um mich herum ist. Und dankbarer für das, was jetzt schon da ist.

Das Leben kann hart sein, aber trotzdem muss ich darauf achten, meine Lebenszeit nicht “abarbeiten”, ohne zu bemerken, wie sich die Bäume von pink in grün verwandeln. Wie die Luft anders riecht, wenn der Sommer kommt. Das Licht, dass immer später weniger wird. Und der fast heimliche Abschied dieses Frühlings. 


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